Großes Interesse an Veranstaltung zur Wohnungsnot in Köln

Die Veranstaltung „Köln konnte es – und kann es heute noch! Wohnungskrise und Obdachlosigkeit beenden“ ist auf großes Interesse gestoßen: Rund 150 Bürgerinnen und Bürger kamen zu der Podiumsdiskussion in die vollbesetzte Karl Rahner Akademie; weitere 50 nahmen online teil. „Die sehr gute Resonanz zeigt, dass die Themen Wohnungsnot und wachsende Obdachlosigkeit einen Nerv in der Kölner Stadtgesellschaft treffen und es dringenden Handlungsbedarf gibt“, sagte der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Bickendorf-Ossendorf, Thomas Breustedt. Er hatte zusammen mit Kalle Joest, Vorstandsmitglied und Vorsitzender von Mach Mit e.V., und Rainer Kippe von der Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim (SSM) die Veranstaltung vorbereitet. Sie sind auch die Autoren der Resolution „Obdachlosigkeit beenden – Wohnungsnot beseitigen – Köln braucht eine wohnpolitische Zeitenwende“, die als Diskussionsgrundlage der Podiumsdiskussion diente. „Wir danken der Karl Rahner Akademie als Partner sehr für die Einladung zu dem Hearing“, betonte Kalle Joest.

Das große Interesse hatte auch mit dem hochrangig besetzten Podium zu tun:

Franz-Xaver Corneth, Vorsitzender Mieterverein Köln
Monika Scholz, Leiterin Johanneshaus
Konrad Adenauer, Vorstandsvorsitzender Kölner Haus- und Grundbesitzerverein
Kathrin Möller, Vorstand GAG Immobilien AG
Arndt Klocke, MdL NRW für Bündnis 90/Die Grünen
Christian Joisten, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion

Diskussionsgrundlage waren die zentralen Forderungen der Resolution:

•        Mit Geld von Bund und Land für Wohnungsbau und städtischen Mitteln wollen wir in Köln 1 Milliarde Euro in den nächsten zehn Jahren für bezahlbares Wohnen investieren. 
•        Dadurch entstehen schnellstmöglich 20.000 neue, bezugsfertige geförderte bzw. preisgedämpfte Wohnungen in den nächsten 10 Jahren – auch für junge Familien, Menschen mit mittlerem Einkommen, alternative Wohnformen oder innovative Wohnmodelle.
•        Da günstiger Wohnraum nicht auf teuren Flächen entsteht, werden städtische Grundstücke zu einem Erbpachtzins von 0 Prozent vergeben, wenn dort zu 100 Prozent geförderter Wohnraum entsteht.
•        Für das Ziel, die Obdachlosigkeit bis 2030 abzuschaffen, werden ausreichend Plätze in menschenwürdigen Obdachloseneinrichtungen, Übergangshäusern und Gewährleistungswohnungen geschaffen; Zwangsräumungen künftig vermieden.
•        Housing-First wird konsequent ausgebaut. Ein vorbeugendes, niederschwelliges Betreuungsangebot der Stadt sorgt dafür, obdachlose Menschen wieder vermittlungsfähig zu machen.

Doch bevor die muntere Debatte begann hatte der Moderator Martin Stankowski mit dem früheren Bundesinnenminister Gerhart Baum einen beeindruckenden Zeitzeugen um eine Beurteilung gebeten. Denn 1971 herrschte in Köln schon einmal große Wohnungsnot und hohe Obdachlosigkeit.

Im Kölner Rat bildet sich damals auf Initiative der SPD-Ratsfraktion mit CDU und FDP ein Verantwortungsbündnis, das entschieden handelte. Es entstanden in wenigen Jahren über 20.000 neue preiswerte Wohnungen. Ein bundesweites Vorbild. Gerhart Baum war damals der Vorsitzende der FDP-Ratsfraktion. Der heute 91-jährige bekräftigte die Forderung der Resolution: Köln konnte es 1971– und wir sagen: Köln kann es auch heute! Es muss sich wieder eine Kölsche Fraktion in der Stadtgesellschaft gegen die Wohnungskrise und die bedrückende Obdachlosigkeit bilden. Möglichkeiten sind da – jetzt braucht es den politischen Willen zu handeln! Dafür erhielt Baum langen und intensiven Beifall des Publikums.

Viel Applaus bekam auch der Kabarettist und Autor Jürgen Becker, der als Zwischenrufer das Thema Wohnungsnot in Köln mit einem schmunzelnden und ironischen Blick betrachtete.


Am Ende waren sich alle einig: Wir wollen eine lebenswerte und sozial gerechte Stadt, in der alle Menschen Zugang zu bezahlbaren Wohnungen haben.

Fotos: Gregor Nick, Claudia Steinberg, Thomas Breustedt

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